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Die Seiltänzerin
Über den Kampf für Frauenrechte in Afghanistan

Bahar Sohaili war die mutigste Frauenrechtsaktivistin Afghanistans. Nach massiven Drohungen von Konservativen musste sie ihren Job aufgeben. Aus Rücksicht auf ihre Familie tritt sie heute leiser auf als früher. Von Veronika Eschbacher, Kabul Bahar Sohaili schenkt sich behutsam Tee ein. Langsam rührt sie mit einem kleinen Löffel etwas Honig hinein, bevor sie diesen sanft auf die Untertasse legt. Von der Straße dringt ab und an Kinderlachen und Vogelgezwitscher in ihre Wohnung im Norden der afghanischen Hauptstadt Kabul, dazwischen vereinzelt Geräusche von der Baustelle gegenüber ihres Wohnblocks. Doch zumeist ist es leise. Kurz muss sie selbst über die Stille lachen: „Das passt irgendwie. Auch ich bin kein lautes Mädchen mehr.“ Dabei war die 32-jährige afghanische Frauenrechtsaktivistin lange die lauteste Frau am Hindukusch. Im Fernsehen wetterte sie über Ungerechtigkeiten, die Frauen in ihrer Heimat wiederfuhren. In Gastbeiträgen heimischer Zeitungen prangerte sie an, dass das Ehrverständnis im Land die Frauen zu Gefängnisinsassinnen mache, in sozialen Medien schrieb sie über Tabuthemen wie Menstruation, forderte, dass Frauen im öffentlichen Dienst selbst wählen können, ob sie Kopftuch tragen oder nicht. Mit Aussprüchen wie „Ich bin kein Räuber und Haare sind kein Verbrechen“ kritisierte das traditionelle Frauenbild des Islam. Unerschrocken in ihrem Auftreten und der Überzeugung, niemals zu fallen, glich sie einer Seiltänzerin ohne Netz. Beobachtern in dem erzkonservativen Land wurde alleine beim Zusehen angst und bange, manche wähnten sie sogar auf direktem Weg in den Märtyrertod. Fernsehstationen sahen davon ab, Sendungen mit ihr zu wiederholen, Redaktionen baten sie, ihre Texte zu entschärfen, um sich nicht in Gefahr zu bringen. Doch Sohailis Wut über die Zustände und die andauernde Gewalt gegen Frauen in ihrem Land begegneten die Konservativen mit derselben Energie. Sie starteten Kampagnen ­– erst gegen sie als Person, um sie als Islam-Gegnerin zu brandmarken, damit sie nicht mehr als Kämpferin für Frauenrechte wahrgenommen wird. Wenig später zielten sie auf Sohailis Arbeitgeber – die afghanische Fluglinie „Safi Airways“ – und forderten, sie zu boykottieren solange sie sich nicht von ihrer rebellischen Flugbegleiterin trennte. Bevor sie gekündigt wurde, zog Sohaili selbst die Reißleine und verließ das Unternehmen. Hass und Drohbriefe Bahar Sohaili erinnert sich wie heute an die turbulente Zeit vor zwei Jahren. Abgesehen von den täglichen Drohanrufen und Drohbriefen ließen sie ihre Freunde, einer nach dem anderen, fallen. „Ich sah einfach, dass mich die Menschen dafür hassten, was ich zum Ausdruck brachte“, erzählt sie und nippt am heißen Tee. All die Themen, die sie aufgeworfen hatte, … Die Seiltänzerin
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